Die 10 größten Hautpflegefehler im Winter

Jan 12, 2022 | Hautschutz

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Die Situation zum Ende des Herbstes ist in jedem Jahr die gleiche. Die Freizeitaktivitäten ziehen sich allmählich in das Haus zurück, der Sport wird reduziert, die Heizperiode beginnt und das Licht wird künstlicher. Jedes Mal stellen wir überrascht fest, dass die Haut darauf reagiert – je nach Kondition früher oder später.

 

Das erste Signal geht in der Regel von der atopischen Haut aus. Sie wirkt gereizt. Warum? Zum Winter hin kann der Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen bei etwa gleicher Innentemperatur (unter Vernachlässigung der Spitzen) auf bis zu 30 °C wachsen (siehe Tabelle). Damit verbunden nimmt die relative Luftfeuchte in den Innenräumen von etwa 70 bis zu 10 Prozent ab.

Jahreszeit (Monat)

Außen­­temperatur

Relative Luftfeuchte außen

Innen­­temperatur

Relative Luftfeuchte innen

September

20 °C

70%

20 °C

70%

Oktober

10 °C

100% (Nebel)

20 °C

50%

November

0 °C

100% (Reif)

20 °C

25%

Januar

-10 °C

100% (Schnee)

20 °C

12%

März

0 °C

50% (NO-Wind: Windchill)

20 °C

12%

Tabelle: Temperaturen und Luftfeuchte im Winter

  1. Die Luftfeuchte hat einen unmittelbaren Einfluss auf den transepidermalen Wasserverlust (TEWL) und die Hautfeuchte. Eine Abnahme der Luftfeuchte bewirkt eine Zunahme des TEWL und eine Abnahme der Hautfeuchte. Auf diese Veränderungen gilt es, vorausschauend präventiv und angemessen zu reagieren.
  2. Es muss im Winter mehr auf die Feuchthaltefaktoren in den Pflegecremes geachtet werden und gegebenenfalls. auch die Dosierung der Fettstoffe sowie der feuchtigkeitsbindenden Filmbildner an der Hautoberfläche erhöht werden. Andernfalls trocknet die Haut aus und die Barriere ist offen für Mikroorganismen und andere Fremdstoffe. Es ist kein Geheimnis, dass die Infektionsgefahr bis zum Ende des Winters ein Maximum erreicht. Zu dieser Zeit haben auch Grippe und Schleimhautreizungen in den Atemwegen Hochkonjunktur.
  3. Ein häufig übersehener Faktor ist die Kleidung. Zu eng: Die Barrierestoffe werden abgerieben. Lückenhaft: Teile der Haut sind nicht geschützt und kühlen aus. Ungeeignetes Material: Imprägnierungen werden auf die Haut übertragen und erzeugen Irritationen oder Pickel. Intimbereich: Kein Luftaustausch, zu warm und feucht; das Spektrum des Mikrobioms verändert sich. Gleiches gilt für die Füße: Bis zum Knie reichende und stundenlang getragene Stiefel fördern Mykosen an den Füßen.
    Übrigens: Die Haut freut sich auch im Winter, wenn das Schlafen nicht in alpiner Ausrüstung, sondern eher freizügig oder gar unbekleidet unter der Decke erfolgt.
  4. Um auf die veränderten Zusammensetzungen der Pflegeprodukte zurückzukommen: Es darf nicht zu einer Überpflegung kommen. Zuviel des Guten überfordert empfindliche Haut, die zu Rosacea, perioraler Dermatitis und Akne neigt. Neben der moderaten Dosierung ist darauf zu achten, dass Vorkehrungen getroffen werden, um das Wachstum unerwünschter Anaerobier unter der schützenden Deckschicht zu unterbinden. Das kann man durch die harten Konservierungsstoffe der Kosmetikverordnung erreichen – mit der Gefahr, sich Allergien einzuhandeln. Um dies zu vermeiden, sind liposomale Azelainsäure-Seren zur Vorbehandlung oder Azelainsäure bis zu 1% in Phosphatidylcholin-haltigen Cremes und Oleogelen als Alternativen gut geeignet. Phosphatidylcholin, der Grundstoff unserer Zellmembranen, sorgt für eine optimale Verfügbarkeit des Wirkstoffs.
  5. Nicht unbedingt ein Fehler, aber überflüssig sind Kosmetika mit Lichtschutzfaktoren im Winter. Da es sich um nicht physiologische Chemikalien handelt, entfällt eine entsprechende Belastung der Haut. Darüber hinaus kann gegebenenfalls auf Hilfsstoffe verzichtet werden, die beim Einsatz der Filter notwendig sind.
  6. Augen und Lippen werden in der Vorbereitung auf den Winter leicht übersehen. Bei den Augen ist es die Gewöhnung an das künstliche Licht, das gerade in Verbindung mit Bildschirmarbeit die Bindehaut zunehmend stresst und das trockene Auge fördert. Sprühlotionen, die auf das geschlossene Auge gesprüht werden, tragen zur Prävention bei, bevor das Problem evident wird und nur noch mühsam zu beheben ist.
    Bei den Lippen wird man im Winter häufiger nachbehandeln müssen oder auf andere Zusammensetzungen umsteigen. Wenn bisher nur die Gesichtscremes auf die Lippen gekommen sind, sollte man auf leichte Phosphatidylcholin-basierte Oleogele ohne Paraffine zurückgreifen.
  7. Was häufig unterschätzt wird, ist der Einfluss der täglichen Bewegung auf Haut, Bindegewebe und Mikrozirkulation. Wenn die Außenaufenthalte reduziert sind und die sportlichen Aktivitäten einzuschlafen drohen, sollte frau bewusst entgegensteuern. Das hat den Vorteil, dass auch die Fettpölsterchen zu Weihnachten über eine bescheidene Größe nicht hinauskommen. Ein Abonnement im Fitnessstudio – mittlerweile auch online zu haben – kann eine große Hilfe sein, die Kontinuität über das ganze Jahr aufrecht zu erhalten.
  8. Bei Pflegecremes ist noch zu beachten, dass frau nach der Umstellung tagsüber auf einen stärkeren Barriereschutz abends eine eher leichte Creme beibehält, die eine optimale Regeneration in der Nacht ermöglicht.
  9. Am Schluss noch ein paar Worte zur Hautreinigung: Im Winter hüllt man sich gerne warm ein und scheut das kalte Wasser. Nach einer zunächst warmen Dusche ist kaltes Wasser die ideale Behandlung zur Festigung des Bindegewebes und ein Beitrag für eine gute Hautkondition, da es Nebennierenhormone freisetzt.
  10. Ein häufig missachtetes Gebot ist das sorgfältige Abtrocknen der Zehenzwischenräume. Es ist wichtig, eine gewisse Zeit an der Luft verstreichen zu lassen, bevor die Haut wieder unter einer mehrschichtigen Verpackung verschwindet. So lässt man den ubiquitären Pilzsporen wenig Gelegenheit, auf der noch feuchten Haut zu beginnen, ihr Unwesen zu treiben. Wenn es doch einmal zu einer Infektion, häufig in Form eine Tinea (Infektion mit Dermaphyten), kommen sollte, ist es praktisch, eine antimykotisch wirksame Creme, z. B. mit dem Wirkstoff Terbinafin, zur Hand zu haben, bevor sich die Erreger tiefer in die Haut eingraben.
 
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Revision: 17.01.2022

 
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veröffentlicht in
Beauty Forum
2021 (11), 58-59

 
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